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Minister Tesch taucht mit den UW-Archäologen ab …

Die Unterwasserarchäologie in MV soll gestärkt und sogar als touristisches Segment erschlossen werden. Dafür ging Kultusminister Henry Tesch gestern (am 26.08.2010) vor Arkona auf Tauchstation, übergab in sechs Metern Tiefe einen Förderbescheid.

Arkona (OZ) – 18 Grad Wassertemperatur, die Ostsee vor Kap Arkona spiegelglatt. „Jetzt lassen Sie sich ganz einfach nach hinten fallen“, gibt Tauchlehrer Gerald Link das Kommando.

Eigentlich ist Henry Tesch gewohnt, den Ton in der Bildungs- und Kulturpolitik des Landes anzugeben. Doch der Minister gehorcht — nicht mal widerwillig. „Ich bin offen für Neues“, sagt er, nimmt den Luftschlauch in den Mund — und taucht ab. Eine Premiere: Der CDU-Kultusminster absolvierte gestern Nachmittag seinen ersten Tauchgang. In sechs Metern Tiefe übergab er an einem Wrack Mitgliedern des Landesverbandes für Unterwasserarchäologie einen Förderbescheid über 10 000 Euro.

Tesch nach dem Auftauchen: „Es war fantastisch. Da unten liegt das Tafelsilber der Republik. Das haben weder wir in Schwerin noch der Bund bis dato richtig begriffen.“ Mit seinem Tauchgang will der Minister ein Zeichen setzen, die Unterwasserarchäologie stärken. „Die 10 000 Euro sind dabei nur der sprichwörtliche Tropfen auf den heißen Stein. Doch sie sind auch ein Signal.“ Das wissen auch die rund 70 Mitglieder des Landesverbandes für Unterwasserarchäologie. „Wir brauchen dringend neue Geräte, um die historischen Unterwasserfunde detailliert zu erkunden, zu dokumentieren.“ Mit dem Geld soll die Technik angeschafft werden. Unterwasserkameras, Software für die Bildbearbeitung und Computer, zählt Schaake auf. Für größere Tiefen wäre ein „ROW“, ein kleiner Tauchroboter nicht schlecht. Es bleibt ein frommer Wunsch. Schaake: „So ein Gerät kostet 35 000 Euro und mehr.“ Stärkung des Ehrenamtes steht auf dem Förderbescheid. Mehr als ein „Freizeitjob“ von Enthusiasten ist die Unterwasserarchäologie in MV bislang auch nicht. In Teschs Ressort gibt es für dieses Spezialgebiet keine Stelle. Bei Wrackerkundungen unterstützt der Verband — viele Mitglieder haben Archäologie studiert — das Landesamt. Sie sind sozusagen Zeitarbeiter. „Wir werden nur projektbezogen eingestellt“, so Schaake.

„Das reicht bei weitem nicht aus“, räumt der Minister selbstkritisch ein. Denn MV ist unermesslich reich an Schätzen auf dem Grund in Seen und der Ostsee. „Allein in den Küstengewässern gibt es rund 1900 Fundstellen“, weiß Tauchlehrer Gerald Link. Für Henry Tesch ist das „Tafelsilber“. Er will es putzen. „Ein Freiwasser- Museum darf nicht länger Utopie bleiben.“ Dahinter verbirgt sich das Erschließen der „Schätze auf dem Grund“ für Interessenten. Unter fachkundiger Anleitung sollen Sporttaucher Wracks erkunden können. Dieses denkmalgeschützte Tauchen sei ein noch gar nicht erschlossenes touristisches Segment, zählt Tesch auch Museen dazu, in denen gehobene Zeitzeugnisse gezeigt werden. „Der Glasbahnhof im Sassnitzer Stadthafen ist so ein Projekt.“ Tesch hält daran fest. Die Förderanträge dafür sind gestellt. „Wir dürfen aber nichts überstürzen. Es muss Qualität haben, zertifiziert sein“, bleibt er einen Eröffnungstermin schuldig.

Die Unterwasserarchäologie nach vorne bringen, für den Tourismus erschließen — Tesch sieht nicht nur sein Ministerium in der Pflicht. „Das ist eine inter-ministerielle Aufgabe.“ Gesehen hat der Minister gestern unter Wasser nicht viel — zu aufgewühlt war die Ostsee vor Arkona. Doch seinen Blick für dieses Spezialgebiet der Denkmalpflege hat der Premieren-Tauchgang geschärft: „Im nächsten Doppelhaushalt des Landes müssen zwei Stellen für die Unterwasserarchäologie eingeplant werden.“

UDO BURWITZ – Ostsee Zeitung

Original Artikel der Ostsee-Zeitung

 

Quelle: Ostsee-Zeitung